Ratlosigkeit, Empörung, Enttäuschung - Borussia Dortmund rätselte nach dem hoch dramatischen Derby gegen den FC Schalke 04 über die Gründe für das Totalversagen in der zweiten Halbzeit. Mit 4:0 hatten die schwarz-gelben Fußballer den großen Rivalen bis zur Halbzeitpause in die Schranken gewiesen, 4:4 aber hieß es am Ende. Woran hatte es gelegen? Wie kann so etwas geschehen?
Viele Fragen, wenig Antworten. Kapitän Marcel Schmelzer kannte offenbar welche, rückte aber nicht mit der Sprache heraus. "Es gibt Gründe, aber die jetzt aufzuzählen, ist schwierig. Ich bitte um Verständnis, dass ich die jetzt nicht nennen kann", sagte der Kapitän recht kryptisch. Eine interne Analyse werde es am Sonntag beim Training geben. Und die Ankündigung Schmelzers klingt nach Ärger: "Es ist jetzt auch an der Zeit, Klartext zu sprechen über einige Aktionen."
Weidenfeller tadelte Aubameyang
Welche Aktionen er ansprach, verriet er nicht direkt. Zu sehr hat er das Gemeinwohl im Blick, als dass er nun öffentlich in die Kritik gehen wollte. Aber es gehörte nicht viel Fantasie dazu, zu vermuten, dass er zum Beispiel die gelb-rote Karte meinte, die sich Pierre-Emerick Aubameyang in der zweiten Halbzeit einhandelte. Der Torjäger war nach 72 Minuten Spielzeit recht übermotiviert in einen Zweikampf in der eigenen Hälfte gegangen und wurde sehr berechtigt vom Platz gestellt. 4:2 stand es zu diesem Zeitpunkt noch aus Dortmunder Sicht. "So etwas darf nicht passieren", haderte Trainer Peter Bosz nach der Partie. "Er wollte helfen, aber das war zu aggressiv." Torwart Roman Weidenfeller ging laut Sport1 noch weiter und tadelte den Platzverweis als "schwachsinnig".
In Unterzahl und ohne den Stürmer, der sonst immer für die Tore sorgt, wurde es für den BVB besonders schwer. Aubameyang, der extrovertierte Stürmer, der beim jüngsten Bundesligaspiel in Stuttgart (1:2) wegen disziplinarischer Verfehlungen suspendiert fehlte und dessen verhalten zuletzt den Argwohn der Mitspieler provozierte, hatte zwar die Führung zum 1:0 erzielt und auch die Vorarbeit zum 3:0 und zum 4:0 geleistet, doch in er zweiten Halbzeit war auch er - wie viele seiner Teamkollegen - nicht wiederzuerkennen.
Aubameyang vergab beste Chancen
Erst vergab er beste weitere Chancen, dann rauschte er in die eigene Hälfte und beging das folgenschwere wie unnötige Foulspiel an Amine Harit, das eine Art Schlüsselszene darstellte. Fortan fehlte es dem BVB an Entlastung, der Druck wuchs, das Spiel entglitt Schwarz-Gelb mehr und mehr.
Ob es jene Szene war, die Schmelzer so aufgestoßen war und die er anprangerte? "Ich werde jetzt keine einzelnen Aktionen nennen, aber natürlich gibt es einige Situationen, über die man sprechen muss, wenn man 4:0 zur Halbzeit führt und dann noch 4:4 spielt", sagt er. Ein einfaches Nein hätte es auf die Frage auch getan. Stattdessen ließ Schmelzer Raum für Interpretationen.